Fraeuleinchen im Gespräch mit Borahm Cho von Kitchensurfing

Bo

Dürfen wir vorstellen: Bo

Borahm Cho ist ein Hamburger Jung mit koreanischen Wurzeln, der nach New York ausgewandert ist, um Kitchensurfing aufzubauen.
Bereits als junger Teenager hatte er großes Interesse an Design und daran, Webseiten und Plattformen zu bauen. Er fand schnell heraus, dass man sich damit sein Taschengeld aufbessern kann und verdiente sich als Freelancer für Agenturen oder über private Aufträge sein Brot und versuchte sich auch gerne während seines Designstudiums in Konstanz an eigenen Projekten. Unter anderem baute er eine Seite, die seinen Kommilitonen helfen sollte, nach dem besten Copy Shop in der Nähe zu suchen.

Nach einem einjährigen Aufenthalt in Australien hatte Bo, wie er sich kurz nennt, die Leidenschaft für fremde Kulturen und für das Reisen entdeckt. Und aus dieser Leidenschaft heraus, entwickelte sich die Idee für Kitchensurfing. Doch wie genau diese Verbindung zu Stande kam, erfahrt ihr im folgenden Interview.

Was ist Kitchensurfing?

Wenn ich es in einem Satz für einen Pitch erklären müsste, würde ich sagen Kitchensurfing ist ein Onlinemarktplatz, auf dem man Köche findet, die bei dir zu Hause kochen. Die ausführlichere Variante würde lauten: Kitchensurfing ist für Köche und für Leute, die Essen lieben. Für Menschen, die sich gerne gutes Essen nach Hause holen und sich gerne mehr mit Essen beschäftigen, aber keine Zeit haben, sich mit der Zu- oder Nachbereitung zu beschäftigen. Es unterscheidet sich aber von Lieferservicen in der Qualität des Essens und darin, dass der Prozess des Kochens und somit auch die Leidenschaft mit „geliefert“ wird.

Wie bist du auf die Idee gekommen?

Nach meiner Zeit in Australien kam ich nach Berlin und habe länger überlegt was ich machen soll. Da ich die Idee von Couchsurfing sehr gut fand und gleichzeitig schon immer ein großes Interesse an Essen hatte, kam ich auf die Idee die Domain Kitchensurfing zu kaufen – mit Bitcoins. Damals hatte ich aber noch keine Idee, was ich daraus machen würde. Der Verkäufer der Domain saß in New York und er stellte mir Chris (Muscarella) vor.

Chris hatte damals schon ein eigenes Startup gegründet und war in der Szene in New York involviert. Außerdem war er zu der Zeit als Partner in mehreren Restaurants tätig und kannte sich somit sehr gut in der New Yorker Gastroszene aus. Er erzählte mir davon, dass Köche in New York sehr wenig verdienen und viele daher ungerne für Restaurants arbeiten. Er sprach davon, dass er für diese Köche gerne eine Plattform schaffen würde. So kamen wir auf die Idee von Kitchensurfing.

Private Köche mieten konnte man auch vorher schon. Aber es ist normalerweise recht teuer einen Koch zu engagieren. Das liegt allerdings daran, dass die Köche nur selten einen privaten Auftrag haben und sich mit diesen wenigen Engagements über Wasser halten müssen. Durch Kitchensurfing haben wir den Zugang zu privaten Köchen vergrößert und somit auch die Nachfrage.

Was machst du bei Kitchensurfing?

Ich bin Co-Founder von Kitchensurfing. Man hat dabei immer viele Rollen. Ich bin z.B. Designer, gestalte die Interfaces und arbeite auch stark an der Produktentwicklung. Meine wichtigste Aufgabe besteht aber darin, den Köchen, Mitarbeitern und Kunden zu zeigen, wofür wir stehen; was unsere Mission ist und was unsere Werte sind. Wir legen viel Wert auf Teilen. Außerdem möchten wir eine Plattform schaffen, wo sich Köche entfalten und entwickeln können.

Essen ist Lieben ist unser Slogan. Was bedeutet Essen für dich?

Essen ist Leidenschaft und teilen. Essen ist im Grunde nicht viel mehr als eine Zusammenstellung von Lebensmitteln. Aber durch die Zubereitung der Lebensmittel werden sie mit Leidenschaft erfüllt. Jemand macht sich Gedanken über die Kreation eines Gerichts. Essen ist für mich allerdings erst dann wirklich gut, wenn man es teilt. Das Schlimmste wäre für mich, wenn ich das beste Essen vor mir hätte und niemanden, mit dem ich es teilen kann – das Erlebnis. Essen verbindet Menschen – über Sprachen und Kulturen hinweg. Essen ist für mich auch ein bisschen wie reisen. Man entdeckt so viele Kulturen und Erlebnisse.

Wer hat dich am meisten in Bezug auf Essen geprägt?

Meine Mutter und mein Vater haben mir beigebracht sehr viel Wert auf gute Qualität beim Essen zu legen. Sie haben immer gute Zutaten gekauft und immer gesagt, dass es wichtig ist darauf zu achten, was in deinen Magen geht. Die Gesundheit war für meine Eltern sehr wichtig. Es war beiden außerdem ein Anliegen, anderen die koreanische Kultur näher zu bringen. Und das geht am einfachsten über Essen.

Von Chris habe ich viel über das Kochen an sich gelernt und auch viel über Restaurants und die Gastronomie. Chris kennt die ganzen Tricks beim Kochen. Wir kochen sonntags oft gemeinsam. Ich kaufe dann ein und er zeigt mir die Tricks. Ich bin quasi sein Sous Chef.
Er zeigt mir, worauf es bei einem guten Gericht oder Menü ankommt.

Warum hast du dich für den Standort New York entschieden?

Die Energie, die in den Leuten in New York steckt, ist super. Man hat das Gefühl, wenn man hier etwas bewegt, bewegt man die Welt. Es ist hier sehr multikulturell und alle sind super inspirierend und voll ansteckender Energie. In Deutschland sind die Menschen dagegen eher zurückhaltend. Ich war immer sehr experimentierfreudig und das hat mir in Deutschland eher gefehlt. In New York, stößt man damit auf fruchtbaren Boden und alle helfen sich gegenseitig gerne. Es gibt hier mehr Erfahrung in Puncto Startups und den Spirit „Lass es uns einfach versuchen“. Außerdem gibt es hier sehr viel Talent. Egal wen oder was man gerade braucht, man findet es.

Hast du vor, irgendwann zurück nach Deutschland zu ziehen?

Oh, ich hoffe meine Mutter liest das nicht! (lacht) Momentan nicht unbedingt. Ich bin sehr glücklich in New York. Ich liebe Deutschland, so ist es nicht. Ich bin in Hamburg aufgewachsen und habe länger in Berlin gelebt und beide Städte mag ich sehr gerne. In Berlin herrscht derzeit auch eine super Atmosphäre, besonders in Bezug auf die Gastroszene. Da passiert viel. Berlin ist wie New York vor 10 Jahren.

New York hat aber das Extreme – ein bisschen so wie meine eigene Persönlichkeit. Meine Entscheidungen waren immer sehr extrem. Ich bin kein Mensch für einen 9-5 Job und New York ist auch nicht die Stadt dafür. Ich fühle mich sehr wohl hier und hier ist derzeit mein Leben.

Was bedeutet Essen für New Yorker?

New Yorker wollen immer den neuesten Trend erleben. Sind sehr experimentierfreudig und haben einen hohen Qualitätsanspruch. Die Trends, die hier entstehen, haben auch ihre Existenzberechtigung. Der Cronut zum Beispiel – jeden Morgen stehen die Leute Schlange dafür. New Yorker wollen eine Experience. New Yorker nehmen auch weite Strecken auf sich für gutes Essen.
Chris sagte eines Tages „food is the music of our generation“. So ist es ganz stark in New York. Die jungen Leute beschäftigen sich so viel mit Essen, wie es früher mit Musik der Fall war. Wenn du gutes Essen in New York erlebt hast, haut es dich nirgendwo anders mehr wirklich um. Bei Essen spielt das Geld für New Yorker auch keine Rolle. Aber es muss auch nicht immer teuer sein.

Was sind deine Top 3 Empfehlungen für New York?

1. Red Hook: Ein Stadtteil in Brooklyn. Er ist direkt am Wasser gelegen und sieht aus wie ein altes Fischerdorf. Man trifft hier verschiedenste Leute an und entdeckt immer wieder vereinzelte Läden; mal eine Bar, mal ein Restaurant oder Café oder aber auch eine Pie Bäckerei oder eine Schokoladenfabrik. Man ist immer wieder überrascht. Und ich mag die Atmosphäre, die da vorherrscht.

2. High Line: Man geht an vielen verschiedenen Gebäuden vorbei und man kann die Stadt nochmal von einer ganz anderen Perspektive erleben. Es gibt auch vereinzelte Bars und Cafés und viele Möglichkeiten sich zu entspannen.

3. Sketchbook Library: Die Gründer dieser Sketchbook Library sind auch Freunde von mir. Sie haben vor Eröffnung der Library zig tausende Zeichenbücher in die ganze Welt verschickt. Diejenigen, die sie zurück bekommen haben, sind in der Library ausgestellt. Es ist echt toll!

Und was einen Gastronomie-Tipp angeht?

Momo Sushi Shack war lange Zeit mein Lieblingsrestaurant – ich würde sagen das ist es noch immer. Moderne japanische Küche, geführt von einem amerikanischen Koch. Es war eines der ersten Restaurants, das ich damals in New York für mich entdeckt habe.
Ich habe es kennengelernt, als es ganz neu war. Es hatte noch gar kein Schild und sah aus wie eine Garage. Als ich gefragt habe, was da drin ist wurde nur geantwortet „There is magic“.

Was ist derzeit Trend in New York in Bezug auf Essen?

Ramen ist super im Trend. Ivan Ramen sollte man probieren. Geführt von einem amerikanischen Koch, der lange Zeit in Japan gelebt hat. Solche Ramen wie in New York habe ich noch nie gegessen. Es gibt sogar eine Ramen Map und alle sprechen darüber, wo es die besten Ramen gibt.

Wen würdest du gerne einmal zum Lunch treffen?

Danny Meyer. Er ist CEO der Union Square Hospitality Group. Der Vorreiter der New Yorker Gastronomie. Mit ihm würde ich gerne einmal quatschen.

Was darf in deiner Küche nie fehlen?

Kimchi. Selbst im Büro habe ich immer Kimchi im Kühlschrank.

Und da sagen deine Kollegen nichts?

Nein, es ist immer gut verpackt.

Und zum Schluss noch ein paar Impulsfragen

Frühstück oder Dinner?

Frühstück am Wochenende und Dinner unter der Woche.

Süß oder salzig?

Salzig

Bier oder Wein?

Bier

Vorspeise oder Dessert?

Vorspeise

Café oder Bar?

Café

Suppe oder Salat?

Suppe

Tee oder Kaffee?

Tee

Lieben Dank für das schöne Gespräch!

Übrigens findet ihr Rebecca auch unter den Berliner Kitchensurfing Köchen!

2 Comments

  1. Pingback: Fraeuleinchen im Gespräch mit Chef Sung

  2. Hallo lieber Borahm, ich bin so stotz dich als mein Sohn nennen kann.
    Du bist sehr selbstbewußt, ganaues Plan, perfekte Organisator.
    Du warst immer über die Demension gearbeitet, als Job hast du für die Kneipe
    Flyer gemacht, Einiges kamst voll besaufen, das war dein Lohn…Freie Getränke mit Freude saufen. Sivester feierte in kleine 2 Zimmer Wohnung, lädst 40 Leute, alle gepasst
    und glücklich ohne Problem sauber Wohnung zurück gegeben…
    Ich denke du hast große Anblick, wie Kitschesurfing weiter entwickt und für Kunden
    gut betreut wird.
    Glückliche Mama schrieb an Borahm

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