Christian Kahrmann ist den meisten vielleicht besser bekannt als Benny Beimer aus der Lindenstraße. Denn er steht seit seinem 5. Lebensjahr vor der Kamera und spielte von 1985 – 1995 einen Spross der Beimer-Familie und wuchs somit vor der Kamera auf. Vor 3 Jahren hat sich der gebürtige Kölner und zweifache Vater dazu entschlossen, sich seine große Leidenschaft für Kaffee auch beruflich zunutze zu machen und eröffnete im Bötzowkiez in Berlin sein eigenes Café, Kahrmann’s Own. Da sich das Café zu meinem großen Glück direkt um die Ecke von meiner Wohnung befindet, habe ich mir meinen Laptop gepackt und Christian auf einen Kaffeeplausch getroffen.
Wie kamst du vom Schauspiel zur Idee ein Café zu eröffnen?
Ich habe von 1995 bis 1999 in New York gelebt und habe dort eine Schauspielschule besucht. Damals war die Kaffeekultur in Amerika schon sehr weit. Es gab viele kleine schöne Coffee Shops, wo Kaffeesäcke rumstanden und der Kaffee selber geröstet wurde. Das hatte mich total geflasht. Ich bin jeden Morgen in so einen Laden gegangen und habe mir meinen Kaffee geholt und ich habe es total genossen – den Geruch von Kaffeeplantagen und die Jungs, die da gearbeitet haben. Im Prinzip sind die heutigen Hipster alle Kopien von den Leuten, die damals schon in den New Yorker Coffee Shops gearbeitet haben – mit Holzfellerhemd, Hornbrille und Bart. Da habe ich richtig Feuer gefangen für das Thema Kaffee und auch angefangen, mich damit zu beschäftigen.
Ich habe mir dann zu Hause auch immer bessere Maschinen zugelegt und mich im Level immer mehr gesteigert. Dann habe ich meine Frau kennengelernt, deren Familie aus Ligurien stammt. So bin ich nach meiner New Yorker Zeit sehr oft nach Ligurien gereist, wo es viele Espressobars gibt, in denen die Einheimischen jeden Tag ihren Espresso trinken. Da habe ich mich in die Idee verliebt, selber ein kleines Café zu eröffnen und im September 2012 habe ich, nachdem ich vorher ein einjähriges Praktikum in einem anderen Café belegt hatte, mein eigenes hier eröffnet.
Gab es ein Vorbild, das du für das Konzept hattest?
Ich hatte bestimmte Ideen, die ich aus New York kannte und habe sie mit meinen eigenen Vorstellungen gepaart und mir zusätzlich Hilfe von einem Architekten geholt. Ich wollte auf jeden Fall, dass es nicht so geleckt und clean aussieht, sondern eine beruhigende angenehme Atmosphäre hat. An der Diskokugel, die hier am Tresen hängt, scheiden sich die Geister. Aber mein Traum war es, einen Raum zu haben, worin sich eine Diskokugel dreht. Die Idee musste ich natürlich verwerfen, aber irgendwann habe ich sie doch wieder aufgegriffen und mir zumindest eine Diskokugel hinter die Bar gehangen. Besonders im Winter ist es super, wenn sich hier ein paar Lichter im Raum bewegen.
Wie war es für dich in diese komplett neue Welt einzutauchen und das Drehbuch mit der Kaffeemaschine zu tauschen?
Das war schon nicht so einfach. Der Laden hat mich sehr viel Kraft gekostet. Nach 3 Monaten, im Dezember 2012, habe ich auch ein Burn-Out hingelegt. Es ist aber mittlerweile für mich kein Problem zwischen den zwei Welten zu springen. Das hier ist mein täglicher Job und die Schauspielerei ist und bleibt meine große Leidenschaft. Hier bin ich mein eigener Boss und muss planen und delegieren. In der Schauspielerei kann ich mich zwar kreativ austoben, aber ich bin immer abhängig von anderen. Ich habe durch meinen Laden eine gewisse Sicherheit gewonnen und brauche mich nicht mehr darum sorgen, ob ich genügend Rollen bekomme, um über die Runden zu kommen. Nach 3 Jahren habe ich hier im Laden auch einen Punkt erreicht, wo es richtig richtig Spaß macht und mir alles super von der Hand geht.
Würdest du dich eher als schauspielenden Cafébesitzer oder Café besitzenden Schauspieler bezeichnen?
Eher als Café besitzenden Schauspieler. Denn ich bin noch immer in erster Linie Schauspieler. Denn das habe ich seit je her gemacht und bin viel länger Schauspieler als dass ich Cafébesitzer bin.
Wenn du dein eigener Gast wärst, was würdest du dir hier bestellen?
Espresso Doppio con Panna, also einen doppelten Espresso mit unserer hausgemachten Schlagsahne. Das ist ein absolutes Highlight für die Geschmacksknospen. Dann natürlich auch das hausgemachte Eis oder unseren New York Cheesecake.
Stehst du auch selber in der Küche oder an der Kaffeemaschine?
Na klar. Ich habe ursprünglich sechs Tage in der Woche gearbeitet. Derzeit bin ich nur noch in der Regel vier Tage die Woche im Laden.
Kannst du dir vorstellen, weitere Cafés zu eröffnen?
Erstmal nicht. Denn ein Café ist ein unheimlicher Kraftakt. Besonders mit Familie ist es nicht so einfach. Ich werde aber demnächst mehr ins mobile Coffee Catering gehen. Vor der Tür steht ja die Ape. Ich habe jetzt noch eine zweite bestellt und werde die dann ausbauen und Events und Straßenfeste und Märkte bedienen. Hier im Laden wollen wir demnächst die Frühstückskarte erweitern, auch mit warmen Speisen. Das sind so die anstehenden Pläne. Ein weiterer Laden ist aber erstmal nicht geplant.
10. Gibt es anstehende Schauspiel-Projekte?
Ja, es gibt ein paar Projekte, die angedacht sind, sowohl für’s Fernsehen als auch für’s Kino.
Die Impulsfragen
Süß oder salzig?
Salzig
Frühstück oder Abendessen?
Abendessen
Steak oder Salat?
Steak
Kaffee oder Tee?
Kaffee
Vorspeise oder Dessert?
Vorspeise
Was darf in deiner Küche niemals fehlen?
Gutes Olivenöl
Vielen Dank für das schöne Gespräch, Christian!
Fotos: Kahrmann’s Own