Am 15. Januar hat in Berlin das vierte Restaurant von Tim Raue eröffnet. Der jüngste Schuss des Sternekochs names Studio Tim Raue verfolgt ein ganz neues Konzept. Es liegt auf dem Gelände des Start-up-Campus Factory in der Rheinsberger Straße, wo unter anderem bekannte Internet-Unternehmen, wie Soundcloud, Twitter und Google ansässig sind, und wurde in erster Linie konzipiert als Kantine für die Mitarbeiter, die jeden Tag auf dem Campus arbeiten. Gemäß dieser Idee bietet das Studio mittags für Tim Raue ungewöhnlich niedrigpreisige Gerichte für im Durchschnitt 7 Euro an. Auf der Mittagskarte finden sich recht bodenständige Gerichte, die thematisch nach ausgewählten Metropolen ausgerichtet sind, und monatlich wechseln sollen.
Abends verwandelt sich die Start-up-Kantine zum Gourmetrestaurant und es werden Vier- bis Zehn-Gänge-Menüs für 48 Euro – 88 Euro auf die Karte gerufen. Alle drei Monate soll sich auch abends die Ausrichtung der Karte ändern, die im ersten Quartal, passend zu Tim Raue, auf das Thema Japan abgestimmt wurde. Als nächstes soll Sizilien im Fokus stehen.
Exquisit und trotzdem gemütlich
Letzte Woche Freitag war ich mit meiner Schwester, die derzeit für die Berlinale zu Besuch ist, im Studio und habe eines der Menüs kosten können. Da das Restaurant noch nicht so lange eröffnet ist, war es auch kurzfristig möglich, einen Tisch für zwei Personen für den folgenden Abend zu reservieren. Sicherlich wird sich das aber bald ändern.
Das Studio, das komplett neu in einen leeren bunkerartigen Raum gebaut wurde, versprüht mittlerweile eine äußerst gemütliche Atmosphäre. „Ich bin immer wieder erstaunt, über die Verwandlung, die hier stattgefunden hat“ sagt Restaurantleiterin Patricia Liebscher. Die modernen Kunstwerke von lokalen Künstlern, wie Oliver Rath und Street-Artists Bas2 und Anton Unai, verleihen dem eher schlicht aber sehr geschmackvoll eingerichteten Restaurant einen urbanen Charme, passend zum Start-up-Klientel. Oft komme ich mir in besseren Restaurants ein wenig deplatziert vor und kann meistens das Essen nicht richtig genießen, weil ich mich in der steifen Umgebung nicht besonders wohl fühle. Sowohl die gemütliche Einrichtung als auch der wunderbare Service rund um die Restaurantleiterin Liebscher schaffen es allerdings, eine so herzliche und warme Atmosphäre zu schaffen, dass man sich beherzt fallen lassen kann und die nötige innere Ruhe hat, um sich auf das Essen zu konzentrieren.
Meine Schwester und ich haben jeweils zum Testen das Vier-Gänge-Menü bestellt. Da Su-Jin Pescetarierin ist, wurde das Black Pepper Beef Cheek ersetzt durch ein Dreierlei vom Lachs. Jeder einzelne Gang des Menüs war wirklich lecker, jeder Bissen eine Geschmacksexplosion und doch sehr reduziert. Es machte richtig Spaß die einzelnen Bestandteile der Gerichte heraus zu schmecken und sich die süß-säuerliche Jakobsmuschel oder das zart schmelzende Rinderbäckchen im Mund zergehen zu lassen.


Tim Raue selbst steht hier allerdings nicht in der Küche. Er ist lediglich als Berater für das Konzept und die Ausrichtung des Restaurants verantwortlich. Für die kulinarischen Kreationen wurde Küchenchef Sascha Friedrichs gewonnen, der zuvor unter anderem im Gourmetrestaurant a.choice im andels Hotel Berlin tätig war. Geschäftsführer ist Tilo Barenthin, der mitunter auf der Bread & Butter bereits oft mit Tim Raue zusammen gearbeitet hat.

Leider konnte ich die Mittagskarte noch nicht testen. Aber da ich aus beruflichen Gründen noch des Öfteren in der Factory vorbei schauen werde, wird sich ganz sicher die ein oder andere Gelegenheit bieten, auch den Mittagstisch der „Kantine“ kennen zu lernen.
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Factory | Rheinsberger Straße 76 | 10115 Berlin
Lunch: Di – Fr 12.00 – 14.30 Uhr | Dinner: Di – Sa 18.30 – 22.00Uhr
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