Fraeuleinchen im Gespräch mit Cynthia Barcomi

Cynthia Barcomi Backen

Anlässlich der Fashion Week, die diese Woche in Berlin statt fand, hatte QVC zum Showroom von Thomas Rath eingeladen. Viel mehr als die Mode von Thomas Rath interessierte mich die Verpflegung während der Veranstaltung. Denn diese wurde von der Berliner Backfee Cynthia Barcomi live zubereitet. Cynthia betreibt in Berlin ein Café in Kreuzberg und ein Deli in Mitte. Außerdem hat sie mittlerweile ihr viertes Koch- bzw. Backbuch heraus gebracht und ist als Backexpertin sowohl beim ARD Buffet als auch bei ZDF bei Volle Kanne zu sehen. Die Powerfrau aus den USA ist zudem vierfache Mutter und lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Berlin.

Du bist in den USA geboren und aufgewachsen. Was hat dich nach Berlin verschlagen?

Ich habe Theaterwissenschaft und Philosophie studiert, aber ich war in erster Linie Tänzerin. Ich bin dann 1985 – dieses Jahr ist es genau 30 Jahre her – nach meinem Diplom nach Berlin gekommen als Tänzerin. Ich habe also professionell getanzt bevor ich Barcomi’s eröffnet habe. Nach der Geburt meiner zweiten Tochter, wollte ich dann aber etwas anderes machen.

Wie kamst du dann auf die Idee für das Barcomi’s?

Es war zwischen 1993 und 1994, als ich das Barcomi’s konzipiert habe. Damals wollte ich eine Alternative schaffen zu industriell gerösteten Kaffeebohnen. Das war mein Ansatz. Der Kaffee hier schmeckte mir überhaupt nicht und ich wollte eine Alternative anbieten und auch gerne ein Projekt haben, das abseits von meiner Familie war. Ich wollte nicht, dass meine Familie mein einziges Projekt ist.

Zu dem Kaffee wollte ich außerdem ein bisschen Gebäck anbieten, weil es gut zusammen passt. Da die meisten Europäer die amerikanische Backkultur nicht kennen, wollte ich diese den Leuten hier näher bringen. Letztendlich sind die Gäste total auf das Gebäck abgefahren. Es war, als hätte ich ein hungriges Monster kreiert. Dadurch kam ich immer mehr zum Backen.

Siehst du einen großen Unterschied zwischen der deutschen und amerikanischen Esskultur?

Ja, ich sehe einen großen Unterschied, gerade was das Backen angeht. Wir Amerikaner backen sehr viel. Die Rezepte sind dabei meist sehr einfach und wir backen quasi jeden Tag. Die meisten Deutschen assoziieren Backen mit Weihnachten und vielleicht Ostern und Kaffee und Kuchen am Sonntag. Es liegt nicht in der deutschen Tradition morgens aufzustehen und etwas Kleines zu backen oder Waffeln mit Ahornsirup zu essen. Wir arbeiten auch mit unterschiedlichen Zutaten. Amerikaner arbeiten zum Beispiel sehr gerne mit Erdnusscréme oder Bananen.

Außer der deutsch-amerikanischen Verbindung hast du auch jüdische Wurzeln. Welcher Kultur fühlst du dich kulinarisch am meisten verbunden?

Ich habe einige Jahre in New York gelebt und das hat mich wahnsinnig geprägt. Die Vielfalt an Essen. Man hat Essen aus dem Orient, aus Osteuropa etc.. Es ist sehr durchmischt. Da wir Amerikaner keine eigene Kultur haben, mischen wir alles.

Derzeit herrschen sehr viele Food-Trends, die sowohl Weizen als auch Zucker verteufeln. Diese beiden Zutaten sind aber großer Bestandteil deiner Rezepte. Wie gehst du mit diesen Trends um?

Die meisten Leute lieben Butter, Zucker, Eier und Mehl. Ich liebe es auch. Ich befürworte es, Dinge einfach in Maßen zu genießen. Ich kann sehr gerne glutenfreie Rezepte entwickeln, aber für mich steht im Vordergrund, dass die Rezepte lecker sind. Ich glaube nicht an Diätgebäck. Das ist einfach nicht mein Ding. Alle Rezepte, ob glutenfrei oder nicht, müssen meiner Meinung nach gleich gut funktionieren. Die Brownies, die ich heute gebacken habe, sind zum Beispiel glutenfrei. Die habe ich mit Maronenmehl gebacken und die sind einfach super lecker.

Gibt es ein bestimmtes Ernährungskonzept, das du verfolgst?

Nein. Ich esse nur ganz ganz wenig Fleisch, weil ich glaube, dass die Fleischindustrie eine sehr problematische Industrie ist. Ich trage allerdings Leder. Aber ich esse so gut wie kein Fleisch. Wenn ich irgendwo eingeladen bin und man bietet mir Fisch oder Fleisch an, dann esse ich es schon. Aber ich achte in meiner Familie sehr darauf, dass wenn wir Fleisch essen, dass es dann Bio-Fleisch ist. Aber ansonsten mag ich es, immer wieder neue Sachen zu probieren.

Hast du ein persönliches  Lieblingsrezept?

Nein, das ist wie die Frage „hast du ein Lieblingskind?“. Ich mag einfach alles. Ich finde, es kommt auch immer auf den Tag an und worauf ich gerade Lust habe. Ich liebe die Käse-Scones hier mit frischen Kräutern. Die sind wirklich super lecker. Ich finde im Grunde alles lecker, was ich backe. Aber ich kann nicht sagen, dass ich ein Lieblingsrezept habe.

Wie entwickelst du deine Rezepte?

Ich muss für mich immer erstmal einen Rahmen schaffen. Manchmal ist das eine Zutat, ein Anlass, eine Farbe, eine Form bzw. eine Backform oder Jahreszeit. Ich brauche immer einen Ausgangspunkt. Dann schaffe ich mir meinen Rahmen und arbeite mir ein Rezept erst einmal theoretisch aus. Mein Schreibtisch ist auch in der Küche. Dann fange ich an, meine Sachen auszuprobieren. Ich mache mir dabei sehr viele Notizen, von Dingen, die ich abändere. Meistens geht es dabei um Verhältnisse – solche Dinge wie „Ist das zu viel Mehl“, „zu viel Zucker“ oder „brauche ich mehr Butter“.  Dann backe ich es und setze mich damit auseinander. Das heißt ich koste es, ich rieche es, ich taste es und schaue, ob die Farbe, Form und Textur und alles so ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Wenn ja, dann schreibe ich das Rezept so fest um. Wenn nicht, dann probiere ich es noch einmal. Aber wenn es beim zweiten Mal nicht gelingt, dann lasse ich es.

Gibt es etwas, worauf du bei den Zutaten für deine Rezepte achtest?

Bei meinen Büchern achte ich darauf, dass die Rezepte sehr benutzerfreundlich sind. Ich achte darauf, dass man beim Einkaufen nicht in zu viele verschiedene Geschäfte rennen muss, sondern alles in einem Supermarkt findet. Ob man die Zutaten in Bio-Qualität kaufen möchte, oder nicht, das ist dann dem Leser überlassen.

Welche Projekte warten auf dich in diesem Jahr?

Ich arbeite weiter mit KitchenAid als Botschafterin. Dann wird mein neues Buch im März rauskommen über Cookies – ob groß, klein, herzhaft oder glutenfrei. Dann bin ich Backexpertin bei Volle Kanne beim ZDF und auch Backexpertin beim ARD Buffet. Außerdem habe ich eine Kolumne bei Living at Home, worauf ich mich sehr freue. Das macht mir richtig Spaß. Und dann habe ich noch meine Arbeit mit QVC. Ich habe auch einen Back-Piloten gedreht und wir schauen jetzt einfach mal, wie der ankommt.

Die Impulsfragen:

Süß oder salzig?

Beides

Vorspeise oder Dessert?

Vorspeise

Kaffee oder Tee?

Kaffee

Frühstück oder Dinner?

Dinner

Was darf in deiner Küche niemals fehlen?

Gute Laune

Lieben Dank für das tolle Gespräch!

Cynthia Barcomi

 Bild: QVC