„Khachapuris are not good for your ass, but good for your heart“

Es ist ein sonniger Samstag Vormittag, an dem ich mich mit meiner Freundin Catherine Aleksidze zum Frühstück in unserer gemeinsamen Nachbarschaft im Prenzlauer Berg treffe. Sie ist wie immer top gestylt in ihrem gelben Sommerkleid und einer schwarzen Baskenmütze. Denn neben ihrem Job bei Zalando betreibt sie einen Fashion Blog namens Techstyle, auf dem sie ihre persönlichen modischen Entdeckungen wie auch technologische Entwicklungen in der Modeindustrie vorstellt.

Bei unserem Treffen geht es allerdings nicht um Mode, sondern natürlich um Essen. Genauer gesagt geht es um Catherines gebürtige Heimat Georgien, ihre Kultur und ihre Küche. Obwohl ich Catherine schon einige Jahre kenne und wusste, dass sie einen Teil ihrer Kindheit in Georgien verbracht hatte, haben wir uns noch nie ausführlicher darüber unterhalten. Erst unser Themenmonat Georgien hat mich dazu gebracht, sie einmal genauer über das Land ihrer Vorfahren zu befragen.

Gastfreundlichkeit wird mit Essen ausgedrückt

Geboren wurde Catherine zu Sowjetzeiten in der Hauptstadt Georgiens, Tiflis. Obwohl sie nur die ersten fünf Jahre ihrer Kindheit dort verbrachte, erinnert sie sich an den Mangel, der damals vorherrschte. Es gab oft keinen Strom, kein fließendes Wasser und für Nahrungsmittel musste man sich anstellen. Doch da ihre Mutter als Sprecherin der staatlichen Nachrichten eine große Bekanntheit genoss, war das Leben der Familie nicht schlecht. Besucher brachten oft Geschenke mit und wenn die Familie zusammenkam, war der Tisch immer üppig gedeckt. Denn Essen spielt in der georgischen Kultur eine zentrale Rolle. Egal wie knapp die Vorräte sind, Gastfreundlichkeit wird stets mit einer großen Menge an Essen ausgedrückt.

von links nach rechts: Catherine, ihre Mutter und ihre Schwester Anaelle

Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss

Catherine erzählt mir in dem Zusammenhang die georgische Legende über die Entstehung der Länder, die die Geselligkeit der Georgier ganz gut widerspiegelt. Danach kamen die Völker dieser Erde zu Gott und bekamen jeweils ein Stück Land zugeteilt. Das georgische Volk kam allerdings viel zu spät, als alle Erdteile bereits vergeben waren. Auf die Frage warum sie so spät kämen, antworteten sie Gott, dass sie zu seinen Ehren getrunken, gegessen und gesungen und sich daher verspätet hätten. Die Antwort gefiel Gott so gut, dass er ihnen das Land zuteilte, das er für sich aufgehoben hatte.

Das ist auch die mythische Erklärung für die Schönheit des Landes am Schwarzen Meer, das immer mehr Reisende mit seinem großen Angebot an Outdoor-Aktivitäten anzieht.

Khachapuri ist eine der bekanntesten georgischen Speisen: Teigtaschen mit jeder Menge Käse und einem Ei

Eine Georgierin in Israel ist wie Khachapuri eingedippt in Humus

Als Catherine fünf Jahre alt war, zog die Familie nach Israel. Grund dafür war der Job ihres Vaters, der sich als israelischer Diplomat in Tiflis aufhielt und nun wieder in seine Heimat zurückberufen wurde. Für Catherine war das ein großer Kulturschock. „Imagine a little Soviet girl that suddenly finds herself in this hot place in the Middle East!“ sagt sie. Doch trotz des anfänglichen Fremdelns fand sie sich schnell ein in die israelische Kultur, da ihre Familie sich im Gegensatz zu vielen anderen Einwanderern, nicht mit ihren Landsleuten abgeschottet hat. Ihre Mutter ging sogar, nachdem sie die ersten Jahre wieder als Journalistin tätig war, in die Politik und wurde Abgeordnete im Knesset. Kulinarisch blieb sie allerdings ihrer Heimat treu und bekochte ihre Kinder stets mit georgischen Gerichten. Khachapuris, georgische Teigtaschen gefüllt mit sehr viel Käse und Ei, waren meistens im Kühlschrank vorrätig. Diese vernaschte Catherine auch ganz gerne mal in Humus eingedippt, was ihre Mutter nur ihre Hände über den Kopf zusammenschlagen ließ. Gleichzeitig gibt es wohl kaum ein besseres Bild für die Verschmelzung beider Kulturen. „Khachapuris are not good for your ass, but good for your heart“ sagt Catherine und lacht.

Das handgeschriebene Kochbuch von Catherines Mutter

Georgisch kochen wie die Mutter

Nach ihrem Studium zieht es Catherine nach Berlin, wo sie nun seit fünf Jahren lebt. Damit sie auch in Berlin nicht ohne die georgische Küche ihrer Mutter auskommen muss, hat sie ihr ein Kochbuch mitgegeben. Allerdings nicht irgendein Kochbuch. Jedes einzelne Gericht wurde von ihrer Mutter abfotografiert und mit einem handgeschriebenen Rezept versehen, sodass es auch ja so schmeckt wie zu Hause. Ich fühle mich stark an meine eigene Mutter erinnert und mein Herz füllt sich mit so viel Liebe als ich dieses Kochbuch sehe. In dem Moment habe ich auch das Gefühl die georgische Kultur verstanden zu haben.

Wenn Catherine mal keine Lust hat, selber in der Küche zu stehen, um georgisch zu essen, geht sie gerne zu Tibilisi im Prenzlauer Berg. Ein Tipp den sie mir für den Besuch dort mitgibt ist, die Chinkalis (georgische Dumplings) telefonisch vorzubestellen. Denn diese werden immer frisch zubereitet und dauern sonst zu lange, wenn man sie erst vor Ort bestellt.

Vielen Dank für das schöne Gespräch!

Catherine zeigt mir, was sie heute für ihr georgisches Dinner kochen wird

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  1. Pingback: Georgisch kochen mit Supra - Fraeuleinchen

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