In der Food-Szene passiert viel und gerade Berlin ist ein Magnet für junge Gastronomen und Restaurant-Konzepte. Und damit diese direkt von Anfang an professionell arbeiten können, hat Stefanie Rothenhöfer 2015 den Food Entrepreneurs Club gegründet. Wir haben mit ihr über die Szene, ihr FEC-Konzept und die weiteren Pläne gesprochen.
Bei Steffi gab es eigentlich noch nie ein anderes Thema. Schon während des Schülerpraktikums sammelte sie Erfahrungen in der Gastronomie. Nach dem Abi folgte dann konsequenterweise eine duales Studium im Bereich Hotel- und Gastronomiemanagement. Während dieser Zeit arbeitete sie unter anderem für Feinkost Käfer und machte sich nach Auslandsaufenthalten in Paris und New York mit einem Catering-Konzept in Berlin selbständig. Mit dem Konzept wollte sie das Schönste von verschiedenen Städten auf den Tellern servieren und startete in der Markthalle Neun mit einem Stand. Hier lernte sie natürlich andere Gründer und Jung-Gastronomen kennen und erkannte, dass es gerade für diese noch keine Möglichkeiten der Weiterbildung und Information, dem meist eher knappen Budget entsprechend, gab. Anlässlich des ersten Stadt Land Food in der Markthalle Neun wurde dann auch parallel der Food Entrepreneurs Club geboren.
Was für ein Ziel verfolgst du mit dem Food Entrepreneurs Club?
Steffi: Weil es keine neuen Möglichkeiten oder Anlaufstellen für Gründer gab, kam mir die Idee zum FEC. Keiner kannte sich zudem mit Social Media aus und konnte nicht beraten. Ich wollte gute Beratung und Impulse für günstige Preise anbieten. Daraus ist dann übrigens auch unser jetziges modulartiges Konzept entstanden. Den FEC starteten wir aber mit einem Symposium zum Thema „How to open a food business“ mit Speakern. Ich wollte neuen und auch mal unbekannteren Leuten die Chance bieten, sich und ihre Ideen zu präsentieren. Vom Symposium ausgehend initiierten wir dann den FEC Tuesday mit Paneltalks und sehen den FEC mittlerweile als Plattform an. Es soll demokratisch sein und um den Austausch gehen. Wir sagen „jeder braucht immer Unterstützung in jeder Lebenslage“ und das wollen wir mit unserem Angebot bieten und eine Anlaufstelle für die jungen sein. Ich hatte immer das Gefühl das Thema Beratung ist eher so ein krasses Business-Thema und das Food-Thema ein emotionales. Es gibt ja auch andere Beratungen, aber mit unseren Workshops und Meet-ups wollen wir diese Eintrittsbarriere gering halten und etwas schaffen, dass jedem zugänglich ist. Denn ein gutes Netzwerk ist der Schlüssel zu allem. Wichtig und schön ist vor allem auch, dass nicht jeder aus der Gastro-Szene kommt, sondern es cross pollination gibt. Jeder kann auch von anderen lernen und mal über den Tellerrand schauen und dadurch einen anderen Blickwinkel auf die Themen bekommen.
Gibt es eigentlich eine Zusammenarbeit des FEC mit der Politik bzw. der Industrie oder Handelskammern?
Steffi: Wir sind bewusst unabhängig, aber natürlich kennen wir die Ansprechpartner und stehen auch in Kontakt mit den jeweiligen Einrichtungen, Behörden und Institutionen. Auch empfehlen wir unseren Kunden und Interessierten Angebote wie DEHOGA-Mitgliedschaften und haben immer mal wieder Kooperationen zu bestimmten Themen. Es ist mehr ein Miteinander, als ein Gegeneinander. Aber nein, eine konkrete Zusammenarbeit gibt es nicht und streben wir auch nicht an.
Wie entscheidet ihr welche Themen ihr in den Workshops und auch FEC Tuesdays aufgreift?
Steffi: Wir probieren nah am Puls der Zeit zu sein. Es geht auch oft um Themen, die mich selber beschäftigen. Wie zum Beispiel aktuell das Thema Facebook. Es wird noch nicht so verstanden, wie man das nutzt und dass es auch immer noch sehr sinnvoll sein kann. Aber Themen für Leute, die erst einsteigen sind natürlich auch relevant und mittlerweile gibt es auch einige, die wir wiederholen. Durch meine Anwesenheit bei Messen, Symposien und auch in der Beratung merke ich, welche Themen zusätzlich nachgefragt werden und wir anbieten müssten. Ich würde mir dabei sogar mehr wünschen, dass die Leute noch aktiver sind und mehr Themen nachfragen. Aber viele wissen gar nicht, bei welchen Themen sie selber Bedarf haben. Erst wenn wir es anbieten, merken sie das dann manchmal. Je konkreter wir jedenfalls die Workshops anbieten, desto besser wird das Angebot angenommen.
Wie hat sich eigentlich die Food-Szene seit der Gründung des FEC verändert?
Steffi: Die erste Welle an Gründungen ist abgeklungen und die Szene hat sich inzwischen sehr professionalisiert. Der Street-Food-Hype ist vor allem in Berlin etwas abgeflacht. Street-Food als solches war für mich auch mehr der Katalysator dahingehend, dass Food eine bessere Qualität bekommt und es wieder mehr um das Handwerk und gute Produkte geht. Dieses wird nun in festen Konzepten umgesetzt.
Was sind die kommenden Food-Trends bzw. welche Konzepte werden wir häufiger sehen?
Steffi: Der Fokus wird weiterhin sehr stark auf das Produkt gelegt und sogenannte One-Product- und Full-Service-Konzepte werden verstärkt umgesetzt. Es geht aktuell eher weg von Generalisten und Konzepten mit überladenden Speisekarten hin zu Spezialisten mit sehr spitzen Konzepten. Der Trend zu Frische und Qualität ist weiterhin anhaltend und die logische Konsequenz ist dann der Fokus auf ein gutes Produkt – der Bowl-Laden macht Bowls, der Ramen-Shop Ramen. Du kannst einfach jetzt mit solchen Konzepten ein richtiger Pro werden, wenn man Workshops und ähnliches besucht. Außerdem Fragen, die die Gründer und Gastronomen jetzt beschäftigen sind eher „wie skaliere ich mein Business“ und nicht mehr so sehr wie starte ich eines.
Wir bedanken uns sehr bei Stefanie Rothenhöfer für die Zeit und das Interview und sind auf die neuen Restaurantkonzepte gespannt. Da wir selber auch bereits schon an den ein oder anderen FEC Tuesdays teilgenommen haben, können wir ihr Programm uneingeschränkt empfehlen. Vor Ort sind immer Experten, es gibt Impulsvorträge und ausreichend Zeit auch im Anschluss noch mit allen Anwesenden zu netzwerken. Während die FEC Tuesdays wirklich nur kurze Inputs zu den Gastronomen und Food-Gründern betreffenden Themen bieten können, wird es im Workshop wesentlich detaillierter. Also an alle Interessierten: Schnell noch einen Platz in einem der kommenden Workshops sichern. Behaltet auch im Blick, dass es ab und an Food-Craft-Workshops für Gastronomen und Köche gibt, bei denen praktische Themen und neue Zubereitungsmethoden im Vordergrund stehen. Noch gibt es keine Details, aber als nächstes wird es hier um das Trend-Thema der Koji-Fermentation gehen.
Wer mehr von Steffi hören will, sollte ihrem Podcast-Projekt Food on Point auf Instagram folgen. Noch gibt es leider keine Folge online, aber der Startschuss sollte bald ertönen. Thematische wird es um internationale Perspektiven der Gastro-Szene gehen.
Die nächsten Workshops:
Social Media Workshop – Fokus: Facebook
Montag, 23. April 2018 | 10.00-16.00 Uhr
260 € zzgl. MwSt. | Für den Workshop anmelden
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Digitalisierung in der Gastronomie – How to learn from data
Montag, 07. Mai 2018 | 10.00-17.00 Uhr
260 € zzgl. MwSt. | Für den Workshop anmelden