Anfang März hieß es für mich Sonne, Strand und Meer. Und vor allem gutes Essen. Nachdem gefühlt schon jeder aus meinem Freundeskreis in Israel und Tel Aviv war, ging es nun auch für mich in die weiße Stadt. Su hatte auch schon über das Kuli Alma berichtet, nachdem sie bereits 2014 dort war. Ich konnte es kaum abwarten mir den ganzen Tag den Bauch mit Hummus, Falafel, Schawarma und Shakshuka voll zu schlagen und mich anschließend nur noch kugelnd durch die Stadt zu bewegen. Mit diesen Plänen ging dann tatsächlich auch nahezu das meiste meines Urlaubsbudgets für Essen und Schlemmen drauf. Aber ich würde es sofort wieder machen.
Schon bevor ich überhaupt im Flieger saß, hatte ich das Gefühl die Stadt kulinarisch zu kennen. Denn immer, wenn ich auf Reisen gehe, erstelle ich aus lauter Vorfreude unendlich lange Listen bei Foursquare und kann es kaum erwarten einen nach dem anderen Spot zu besuchen und auszuprobieren. Natürlich habe ich auch für Tel Aviv eine zumeist kulinarische Liste angelegt. Auf der Liste versammeln sich Empfehlungen von Freunden, aus dem Wallpaper Guide, Lonely Planet und von diversen Blogs, die ich via Pinterest und Google-Suche entdeckt habe. Erst mal also alles Orte, die jemand anderes für gut befunden hat. Wie würde ich diese Orte erleben?
Die angesagtesten Restaurants für moderne israelische Küche
Direkt im Flieger noch habe ich Lea kennengelernt, die auch zum ersten Mal und genauso wie ich auch alleine nach Tel Aviv reiste. Also haben wir uns gleich für den ersten Abend zum Dinner verabredet und ich sage nur: wow. Der erste Abend hat mich nach einem Spaziergang bei Nacht – in Tel Aviv war es stets Punkt 18 Uhr stockdunkel – zum Port Said geführt und direkt von der Stadt und Essen begeistert. Mit Wein in der Hand mussten wir etwa 30 Minuten auf einen Tisch warten. Der Laden ist belebt und das lag nicht nur am kommenden Purim-Fest. Das Restaurant ist definitiv einer der beliebtesten Spots bei den Israelis, die gerne und gut essen. Mit Hilfe von Leas Bekanntem, einem Local, haben wir uns dann durch die Karte geschlemmt und bekamen von den Kellnern auch noch Schnaps aufs Haus. Bilder als Beweis gibt es keine, denn wie erwähnt war es stockdunkel und manchmal ist es doch schöner, wenn man einfach nur genießt. Die Süßkartoffeln waren unschlagbar: heiß, dampfend, süß und kross. Dazu hatten wir hauchdünnes Rind und Limabohnen sowie superweiches und leckeres Brot. Brot muss man einfach lieben, wenn man nach Tel Aviv fährt, denn das war eigentlich überall wirklich lecker! Erst recht die Brioche! Also schmeißt eure Gluten-Diäten über Bord und schlemmt euch durchs glutenhaltige Tel Aviv. Der Kopf hinter Port Said, Eyal Shani, hat übrigens auch das Abraxas North und Miznon zu verantworten. Zwei Orte, die ich sofort uneingeschränkt empfehlen kann. Ins Salon Romano, das ebenfalls zu ihm gehört, habe ich es jedoch leider nicht geschafft.
Im Abraxas North empfiehlt es sich vorab zu reservieren, wenn man mit seinem Liebsten an einem Tisch sitzen will. Wir sind spontan vorbei gegangen und haben uns auf die Liste setzen lassen. Nach gut 30 Minuten hieß man uns willkommen. Wir bekamen Plätze direkt an der Bar und konnten in die Küche blicken. Für mich ist das ja eigentlich sogar viel besser, als an einem kleinen Tisch zu sitzen und von dem Küchenleben nichts mitzubekommen. Wir konnten zusehen, wie der Koch für unser Rindergericht die Tomaten pur mit der Hand über dem Fleisch auspresste. In Deutschland schmecken Tomaten ja nur selten aromatisch, doch diese hier bekommen schon jetzt so viel Sonne ab, dass sie einfach wirklich fantastisch schmecken. Dass das Abraxas mit dem Port Said verwandt ist, kann man dann auch an der Karte und am Servier-Stil erkennen. Serviert werden alle Gerichte nämlich eher zum Teilen auf kleinen Tellern und Brettern oder direkt auf Papier. Das Personal war auf jeden Fall entweder schon in Purim-Stimmung (was unserem deutschen Karneval nicht unähnlich ist) oder ist einfach jeden Tag so gut drauf. Auch hier gab es nämlich wieder Schnaps aufs Haus. Köche und Kellner prosteten hier mit allen Gästen an der Bar und wandelten das Restaurant quasi in einen Club. Die hebräische Musik dröhnte aus den Lautsprechern und erinnerte an Dana International, die doch irgendwann mal den Eurovision Song Contest gewonnen hat. Man konnte einfach nur glücklich sein und mittanzen.
Etwas ruhiger, aber nicht weniger voll geht es beim Ha’achim zu. Hier ließ ich mich auch spontan auf die Warteliste setzen, drehte eine Runde und bekam einen Platz an einem „shared table“ und orderte die Karte rauf und runter für mich alleine. Ich aß unglaublich guten Labane (israelischen Käse), Hummus (Masabaha), gegrillte Frühlingszwiebeln, gerösteten Blumenkohl und Lamb Sinniya. Letzteres ist ein Gericht mit gegrilltem Gemüse und Lammhackfleisch, dass in einer unglaublich heißen Pfanne serviert wird. Das Restaurant bietet sich sowohl für Alleinessende wie mich, also auch für Pärchen oder gar größeren Gruppen an. Auch hier gilt wie überall sharing is caring. Für Vegetarier lässt sich immer eine gute Alternative finden, denn Gemüse steht wirklich oft auf den Karten der Restaurants.
Essen und ausgehen ist in Tel Aviv aber nicht unbedingt kostengünstig. So hab ich meistens für ein Dinner inklusive Getränken umgerechnet zwischen 40 und 50 € pro Person ausgegeben. Wer also nicht ganz so viel Zeit und Geld hat, sollte sich vielleicht eher die nächsten Tipps auf seine Liste schreiben.
Wenn’s schnell und günstiger sein soll
Das schon erwähnte Miznon gehört auf jeden Fall dazu. Der Laden gilt wohl eher als Imbiss und ist definitiv auch sehr beliebt. Dank Purim erstrahlte das Miznon in Glitzer und das Personal war ebenfalls nicht als solches zu erkennen. Man bestellt, gibt seinen Namen und wartet bis die gut gelaunten Angestellten deinen Namen brüllen und du versuchst zu verstehen, ob sie wirklich dich meinen. Ich hab mir einen Blumenkohl (scheint das Lieblingsgemüse der Israelis zu sein) in Pita und Lammkebab in Pita geholt. Die Sauce tropfte mir von den Fingern während wir draußen mit mitgebrachten Bier saßen und uns parallel fürs Purim herrichteten. Denn ohne Verkleidung kam man wirklich nicht davon. Ebenfalls wirklich für Tel Aviver Verhältnisse günstig ist das Hakosem Falafel. Ein kleiner Schock setzte ein, als ich hungrig vom Museum of Modern Art hier ankam und eine lange Schlange sah. Ok, es war Mittagszeit, aber ich erkannte, das Ding ist wohl schon lange kein Geheimtipp mehr. Während man also wartet, gibt’s schon mal frische und krosse Falafel zum Testen. Diese sind sehr frisch und grün und schmecken wirklich fantastisch. Falls der Appetit größer als der Hunger ist, kann man hier auch halbe Falafel und Schawarma bestellen. Mir haben die Falafel so gut geschmeckt, dass ich das beim nächsten Mal wieder machen würde. Das Schawarma war im Pita-Brot für mich nicht unbedingt etwas besonderes. Aber wurde auf jeden Fall viel als Tellergericht bestellt. Super ist wie auch beim Miznon, dass man sich eingelegtes Gemüse und Dips nachnehmen kann, so viel man will.
Wer dann irgendwann genug von israelischer Küche hat (hatte ich überhaupt nicht), der sollte mal bei Tony Vespa oder Vitrina Lili vorbei schauen. Ich habe quasi neben Tony Vespa auf dem Rothschild Boulevard gewohnt und bin jeden Abend an dem kleinen unscheinbaren Ort vorbei gelaufen. Immer voll, immer gut riechend, zog es mich an einem faulen Abend dann doch mal dahin und im Laufe meines Aufenthalts habe ich hier tatsächlich ganze drei Mal Pizza geholt. Wie man es auch aus Berlin kennt, wählt man hier verschiedene Sorten aus, bezahlt diese aber nicht nach Stück, sondern nach Gewicht. Also der Bacon auf der Pizza und auch hier wieder die Tomaten haben es mir echt angetan. Geschmacklich wirklich top. Der Teig / Boden schwankte manchmal von etwas zu kross und dünn bis weich, fluffig und Foccacia-ähnlich. Aber dennoch sollte man mal an einer der drei Filialen Halt machen, wenn man nur schnell was snacken will. Nicht weniger beliebt ist der Burgerladen Vitrina Lili auf der Lilienblumstreet. Burgerläden hab ich einige gesehen, doch das war der einzige, der neben Burgern auch noch Würste mit deutschen Städtenamen verkaufte und dessen Schlange bis weit über die Kreuzung reichte. Der Bun (ja, ich erwähnte ja schon, dass die Israelis Brot können) war wirklich super! Und das Fleisch auch. Nicht zu durch und geschmacklich mit starken Röstaromen vom Grill. Man muss also nicht auf Aromen und gutes Essen verzichten, selbst wenn man etwas weniger Budget hat.
Schlendern und probieren auf den Märkten Tel Avivs
Am schönsten ist es doch aber auch eine Stadt mit ihren Märkten zu entdecken. Davon gibt es reichlich in Tel Aviv. Als Tourist kommt man auf jeden Fall nicht am Carmel Market vorbei, der eine Mischung aus Lebensmitteln, Gewürzen, Süßigkeiten und Touristensouvenirs, sowie Kleidung und Handyzubehör anbietet. Bei allen Märkten fiel mir auf, dass es vergleichsweise ruhig ist. Kaum ein Marktschreier, der seine Waren anpries und auch kaum Verkäufer, die Touristen bedrängten. Ein entspanntes Schlendern und Entdecken war also super möglich. Da ich schon unendlich viele verschiedene (orientialische) Gewürzmischungen zu Hause habe, habe ich mich hier beherrscht und nur ein paar getrocknete Zitronen gekauft, die ich in Deutschland noch nie gesehen hatte und die angeblich gar nicht wegzudenken sind aus der israelisch-persischen-mediterranen Küche.
Wer übrigens Nüsse und Gewürze in Hülle und Fülle erleben will, sollte auf den Levinsky Market gehen. Beim Entdecken habe ich mich schon das ein oder andere Mal gefragt, wie man bloß all die Pistazien, Sonnenblumenkerne und sonstigen Nüsse los wird? Jeder Stand bietet die in Unmengen an, aber vielleicht sind israelische Haushalte auch nahezu Nusslager Nummer 1? Ganz anders als die beiden doch eher klassischen Lebensmittelmärkte ist übrigens der Sarona Market, der mir von den Einheimischen ans Herz gelegt wurde. Da ich nicht wusste, was mich erwartet, war ich dann doch etwas überrascht. Sehr modern mit vielen Fashion-Shops drumherum ist dies eher eine Markthalle, wie man sie aus Kreuzberg von der Markthalle Neun kennt. Lokale Anbieter, die hier ihr Halva (eine beliebte Süßware aus Ölsamen) anbieten finden sich ebenso wie diejenigen, die Küchengeräte anbieten. Ein Laden hat mich etwas stutzig gemacht. Die deutsche Marke „vom Fass“ hat hier auch einen Shop und bietet ihre Öle und Getränke zum Abfüllen an. Neben Produkten für Zuhause, kann hier aber auch direkt vor Ort geschlemmt werden. Dabei gibt es eine Auswahl, die einer Reise um die Welt gleicht. Ramen, indische Currys, Sushi, Wiener Schnitzel, Austern, israelisches Gebäck, thailändische Nudeln und vietnamesische Sandwiches, Steaks und vieles mehr wird hier angeboten. Hier findet sich sicher auch etwas für jeden Geschmack und Geldbeutel. Überhaupt hab ich wirklich viele Restaurants mit thailändischer und japanischer Küche gesehen und auch ein Poké-Restaurant entdeckt.
Für Frühaufsteher und Langschläfer
Doch essen kann man schließlich nicht erst am Abend. Gibt’s auch was für Frühstücksliebhaber? Klar! Das auch vor Kurzem in Berlin eröffnete Benedict stammt ursprünglich aus Tel Aviv. Hier gibt es lokales, aber auch internationales, herzhaftes und süßes Frühstück 24/7. An einem Morgen bevor ich an einer Bauhaus-Tour teilgenommen habe, hieß es daher für mich Frühstück satt. Im Benedict kann man übrigens nicht reservieren, man sollte sich also am Wochenende (Freitag & Samstag) auf lange Wartezeiten einstellen. Da der Urlaub sich gegen Ende neigte, ich aber noch gar keine Shakshuka gegessen hatte, gab es das auf jeden Fall und für den süßen Start in den Morgen einen fluffigen Brioche mit Mandelmasse gefüllt. Es ist wirklich lecker, gar keine Frage. Das Personal ist geschult und serviert heiße perfekte Gerichte. Dennoch fehlt mir hier ein wenig die persönliche Note und frisch gepresster Saft kam dann leider auch nur aus dem Großkanister und nicht von der Presse, die direkt mir gegenüber an der Bar stand. Nichts destotrotz ist es sicher ein Muss für Frühstückfans. Sehr gutes Frühstück gab es auch im Café Bucke. Beides sind auf jeden Fall Orte, die man auch ohne Probleme alleine besuchen kann. Das Bucke ist wie schon alle anderen genannten Plätze offenbar kein Geheimtipp und sehr beliebt. Ein Local verriet uns auch, dass die Tel Aviver quasi wie Heuschrecken sind, wenn es einen neuen kulinarischen Spot gibt. Wer eher im Gehen frühstückt und nicht so großen Hunger hat, sollte sich die Bäckerei Lehamim auf die Liste schreiben. Hier kann man entweder in Ruhe frühstücken oder sich einfach nur etwas des sehr guten Gebäcks für unterwegs mitnehmen.
Da für mich aber alles auf jeden Fall neu und aufregend war, war ich trotzdem glücklich und zufrieden. Kleine Neuentdeckungen und Geheimtipps entdeckt man wohl erst, wenn man öfter kommt oder mit einheimischen Foodies unterwegs ist. Empfohlen wurden mir übrigens auch die vielen französischen Restaurants und Patisserien, die es überall gibt. Aber das muss ich dann wie auch das Mashya, Catit, Night Kitchen und HaHalutzim 3 beim nächsten Mal erledigen.
Denn Tel Aviv ist auf jeden Fall auch trotz relativ weniger klassischer Sehenswürdigkeiten (natürlich neben all der fantastischen Bauhaus-Gebäude) eine zweite und dritte und vierte Reise wert. Ich sag nur Meer und Strand und Sonne und gutes Essen! Da hat Berlin auf jeden Fall ein paar Punkte weniger. Auch wenn man vom Shabbat bei der Gastronomie kaum Einschränkungen bemerkt hat, sollte man lieber vorher schauen, welche Cafés, Restaurants und Märkte auch am Freitag Nachmittag und Samstag geöffnet sind. Denn Samstag ist Shabbat und daher fahren dann keine Busse, Shops und Märkte sind für gewöhnlich ebenfalls nicht offen.
Hello! It’s Eunice from Israel. I’ve been wondering how to get a hold of you and I remembered you said you had a food blog and I found it!! Crazy, isn’t it? Can you email me so I can send you the photos from the Dead Sea? Hope you had a safe trip back.
Hej Eunice! Oh yes! Thought about it last week. (after the trip I had some busy weeks right away, that I did not have time to edit them.) I have them on my laptop and will send them to you! Was such a great day and nice to meet you! Hope you’re doing fine!
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