Wir sind mitten im Grill-Monat, denn was könnte es besseres geben, als im Sommer den Grill rauszuholen und endlich wieder die tollen Aromen zu genießen? Wir haben uns daher mit Cem Tanriverdi von Fes – Turkish BBQ getroffen und mit ihm das einfache, aber köstliche Gericht „Közlenmis biber“ gemacht. Denn wenn einer Ahnung von BBQ-Gerichten hat, dann muss es ja wohl Cem sein.
Bevor es ans Kochen ging, haben wir uns aber erst mal über sein Restaurant und das Thema BBQ unterhalten. Der 36-jährige gebürtige Berliner wuchs in Neukölln nahe der Hermannstraße auf, bevor er mit 17 in den Grunewald zog, um dort seinen Schulabschluss zu machen. Noch heute lebt er da mit seiner etwas ängstlichen Akita-Hündin Soja, die fast immer an seiner Seite ist. Aber die City-West wäre für sein Konzept vor vier Jahren wohl noch nicht bereit gewesen und so eröffnete er das inzwischen superpopuläre FES BBQ mitten am Südstern. Hier kann an koreanischen Tischgrills selber gegrillt werden, während die Küche türkische Mezze und Brot und natürlich auch Raki dazu reicht.
Im Fes ist Cem lieber Gastgeber, auch wenn er selber leidenschaftlich gern kocht. Das hat er von der Mutter gelernt, die Berliner Schulkinder gastronomisch versorgt. Aber er sagt, er ist gut im Quatschen und steht lieber eben vorne, als hinterm Grill. Auch wenn er natürlich das ein oder andere Mal bei personalen Engpässen ausgeholfen hat. Sein Küchenteam ist klein. In der Vorbereitung arbeiten zwei türkische Mütter für ihn, die die verschiedenen Mezze vorbereiten. Ihm war es wichtig, dass die Gerichte traditionell zubereitet werden, mit der Möglichkeit, dass die beiden ihren eigenen persönlichen Geschmack auch einbringen können. Abends werden dann diese Mezze von seinem Küchenteam mit dem selbst zu grillenden Fleisch und Brot serviert.
Was aber macht ein türkisches BBQ aus?
In der Türkei sind Grill-Restaurants beliebt. Das wollte er nach Berlin holen und zeigen, dass es eine moderne türkische Küche abseits von Imbissbuden mit Kebab und Börek gibt. Während dort aber ausschließlich auf Holzkohlegrills gegrillt wird, gibt es im Fes – Turkish BBQ – vor allem aufgrund von deutschen Sicherheitsbestimmungen – elektrische Tischgrills aus Korea. In der Türkei gibt es in den Grill-Restaurants zudem die Option gegen eine Pauschale eigens mitgebrachtes Grillgut zuzubereiten. Wem das zu stressig ist, kann aber auch einfach direkt das Fleisch vom Restaurant ordern und anschließend selber grillen. Generell kommt man auf jeden Fall als Familie und Freundeskreis zusammen und genießt gemeinsam. Und was kommt dann so auf den Grill? Das ist dann gewürztes Hackfleisch – Köfte – und eben Fleisch wie Lammkoteletts. Oftmals ist das Fleisch aber trocken mariniert, also mit Gewürzen und Kräutern angemacht. Denn eines gibt es in der türkischen Kultur nicht: Saucen. Das unterscheidet wohl das türkische BBQ vom deutschen. Aber die braucht es bei all den Mezze irgendwie auch gar nicht.
Und warum ausgerechnet in Berlin ein Grill-Restaurant, bei dem man selber grillen muss?
Cem erzählt, dass die Entscheidung für die Tischgrills und das Selber grillen zwei Gründe habe. Zum einen sei es einfach ein taktischer, da so in der Küche schneller und einfacher gearbeitet werden kann, es gibt quasi keinen großen Zeitaufwand. Aber der wichtigere Grund ist der Gedanke des Teilens. Mit einem gemeinsamen Grill in der Mitte lässt es sich geselliger essen. So wie es eben in der Türkei üblich ist. Und um das gesellige Essen zu fördern, da blieben nicht viele Konzepte übrig. Auch kann natürlich jeder selber bestimmen, wie gar das gegrillte Gut sein soll.
Közlenmis biber gehört einfach dazu
Und da wir nicht nur über Grillgerichte und seinen Weg in die Gastronomie – Cem ist zwar kein gelernter, aber dennoch ein alter Hase – sprechen wollten, habe ich mir kurzerhand zeigen lassen, wie man einen türkischen BBQ-Klassiker macht, der bei keiner Grillparty fehlen sollte. Es ist fast zu simpel, aber sind es nicht oft die simplen Gerichte, die überzeugen? Das Gericht heißt Közlenmis biber und würde sich schlicht mit „gekohlte/gegrillte Paprika“ übersetzen lassen. Köz = gekohlt, biber = Paprika. Auch wenn es keine klassische Hauptspeise ist, schließlich ist ein BBQ immer die Kombination aus verschiedenen kleineren Speisen, dieses wird auf jeden Fall Fleischliebhaber genauso wie Veganer glücklich machen. Den würzigen Raucharomen und der Süße der Paprika sei dank.
Die Beilage, die sich auch super für größere Gruppen vorbereiten lässt, schmeckt übrigens perfekt mit etwas geröstetem Fladenbrot und wäre dann auch ein ziemlich schnelles Abendessen, wenn man denn einen (Gas-)Grill zu Hause hat. Ich hab mir erst mal direkt ein paar Spitzpaprika gekauft und werde es heute Abend nachmachen. Es ist nämlich wirklich die perfekte Balance aller Geschmacksrichtungen.
Közlenmis biber – gegrillte Paprika
Zutaten
- 2 rote Kapia Paprika (Spitzpaprika)
- 4 EL Olivenöl
- 2 EL Apfelessig
- ½ TL gepresster Knoblauch (entweder mit Knoblauchpresse oder im Mörser zerdrückt)
- 1 EL frisch gepresster Zitronensaft
- 1 Prise Meersalz
zum Toppen / nach Belieben
- 1 handvoll geröstete Mandelblättchen
- frische gehackte Petersilie
- 1-2 Prisen Sumachgewürz
Anleitungen
- Zuerst den Grill anheizen. Das Gericht klappt sowohl auf einem Holzkohle-, als auch Gasgrill.
- Paprika entkernen. Dazu das Stielende in die Paprika drücken und dann hinausziehen. So bekommt man mehr Kerne entfernt. Mit einem Messerrücken die Paprika etwas platt drücken.
- Paprika direkt auf den Grill geben und für einige Minuten anrösten. Sie sollten ein gutes Raucharoma verströmen und die Schale leicht schwarz werden. Aufpassen, dass sie nicht zu weich werden, sondern noch eine gewisse Knackigkeit behalten. Dabei wenden.
- Nach einigen Minuten die Paprika vom Grill nehmen, aufschneiden und nun noch mal von der kompletten Außenseite anrösten. Die Innenseite wird nicht gegrillt.
- Für das Dressing alle Zutaten in einer kleinen Schüssel mischen und abschmecken. Das Dressing sollte nicht zu sauer und auch nicht zu ölig sein. Knoblauch bringt die notwendige Würze. Die Sauce sollte mit dem Raucharoma der Paprika harmonieren und dieses aufnehmen. Es muss also eine gute Balance aus Säure und Raucharoma geben.
- Paprika vom Grill nehmen und die Schale abziehen. Wenn noch etwas schwarze Stellen übrig bleiben, ist das nicht so schlimm. Es sollten jedoch nicht zu viele sein, damit es nicht zu beißend vom Geschmack wird und die Süße der Paprika noch gut durch das Raucharoma durchschmeckt.
- Paprika dann in Streifen schneiden.
- Paprikastreifen zur Sauce geben und einmal alles gut durchmischen. Dann auf einen Servierteller geben. Nach Belieben mit gehackter Petersilie, Sumach und/oder Mandeln bestreuen und servieren. Dazu passt geröstetes Fladenbrot.
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